961 Le Mans 1986 7.Platz
Start Nr. 180
Mit dem Porsche 961 entwickelte Porsche Mitte der achtziger eine für Rundstreckenrennen modifizierte Rennwagen-Version des Porsche 959, welche das Erbe des sehr erfolgreichen 935 antreten sollte, aber nie an dessen Erfolge anzuknüpfen vermochte.
Entwicklung
Ende 1985 (als die Entwicklung des 959 noch in vollem Gange war) entschloss man sich bei Porsche, auf Basis des Chassis WPOZZZ93ZFS010016 ein Einzelstück einer Rundstreckenversion des im Rallyesport sehr erfolgreichen 959 auf Kiel zu legen. Das Fahrzeug wurde Anfang des Jahres 1986 fertig gestellt und kurze Zeit später als 961 IMSA-GTX Coupé der Fachpresse vorgestellt. Dabei wurde von der Ausgangsbasis 959 der in der IMSA-GTX-Klasse erlaubte Allradantrieb übernommen, ebenso der 2,847 Liter große Biturbo-Motor, welcher ursprünglich im Porsche 956 seinen Dienst verrichtet hatte, dessen Ladedruck jedoch für den 961 von 0,8 bar auf satte 1,25 bar erhöht wurde. Zudem wurde die Motronic neu abgestimmt, das Kennfeld angepasst und zusätzliche Ladeluftkühlung durch effizientere und größere Luftkühler erreicht. Das Hochleitungsaggregat konnte nun satte 680 PS bei 7800 U/min und ein maximales Drehmoment von 656 Nm bei 5000 U/min aufweisen. Die Schaltung wurde - allerdings grundlegend überarbeitet - aus dem 959 übernommen. Das Sechsgang- Getriebe, welches hier allerdings mittels eines starren Durchtriebes die Kraft an die insgesamt vier Antriebsräder weitergab, entstammte ebenfalls dem Basisfahrzeug. Unterschiede zum 959 finden sich vor allem an der Karosserie, die über einen größeren und für den Renneinsatz verstellbaren Heckflügel verfügt, und einige zusätzliche Kühlluftöffnungen besitzt. Die Felgen des 961 waren genau wie die des 959 aus Magnesium, beim 961 jedoch vollständig schwarz lackiert.
Renneinsätze und Rennerfolge
Das Renndebüt des Ungesponsorten 961 (gefahren von René Metge und Claude Ballo-Léna) im Jahre 1986 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans wurde für Porsche und den Wagen mit der Startnummer 180 auch sehr erfolgreich. Mit einem Sieg in der IMSA-GTX Klasse (als einziges gestartetes Fahrzeug dieser Klasse), für die er durch die Straßenversion 959 auch homologiert war, und einem 7. Gesamtrang war der Anfang gemacht, und das vom 26. Startplatz. Porsche konnte sich auch noch darüber freuen, dass nur ein Fremdfabrikat unter den ersten Zehn vertreten war. Ein Rekord, der bis heute ungebrochen ist. Während des Rennens erreichte das Fahrzeug Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 330 km/h auf der Mulsanne, und konnte durch die von dem Gruppe C Rennwagen 956 übernommene Bremsanlage seine Geschwindigkeit auch wieder sicher verringern.
Die weitere Entwicklung des 961 sollte allerdings nicht so vielversprechend verlaufen, wie man es bei Porsche erwartet hatte. Zu störend wirkten sich der schwere und bei höheren Geschwindigkeiten bremsende sowie reifenmordende Allradantrieb aus. Schlechte Aerodynamik (die u.a. den bei einem Rennwagen ohnehin nicht gerade geringen Verbrauch noch höher treibt) und Probleme mit dem Getriebe machten die Lage nicht aussichtsreicher.
Die folgen dieser Probleme waren drastisch: Beim 3-Stunden Rennen von Daytona am 26. Oktober 1986, erreichte der diesmal in der GTP-Klasse mit der Startnummer 15 fahrende und vom 29. Platz startende 961 - gefahren von Günter Steckkönig (D) und Kees Nierop (USA) - nur noch den 11. Platz in seiner Klasse und den 24. Gesamtrang.
Das Ende
Im Juni des Jahres 1987 bei den 24 Stunden von Le Mans (seinem dritten und zugleich letzten Renneinsatz), mit der Startnummer 203 und beklebt in den Farben des Sponsors Rothmans erreichte der 961 (nun gefahren von René Metge, Claude Haldi und Kees Nierop) wegen eines ausgebrochenen Feuers infolge eines vom Gastfahrer K. Nierop in der 199sten Runde verursachten Unfalls nicht einmal mehr das Ziel. Nierop verschaltete sich, legte vom 6. in den 2. Gang ein und löste unbedacht die Kupplung. Folge war ein Überdrehen des Motors bis 15.000 u/min., sofortiges Blockieren des Motors sowie des Getriebes und Allradantriebs. Dadurch standen trotz hoher Geschwindigkeit auf einmal alle 4 Räder still, weshalb Nierop in die Leitplanken einschlägt. Das auf den Turbolader und Abgasrohre tropfende Motoröl entzündet das Auto, Fahrer Nierop kann aber unverletzt entsteigen.
Bei Porsche entschloss man sich daraufhin in ein mehr erfolgversprechendes Projekt zu investieren, und jegliche Entwicklungsarbeiten am 961 einzustellen: Der Nachfolger des überaus erfolgreichen Porsche 956, der Porsche 962 stand am Anfang seiner Karriere und sollte die Gruppe C Dominanz der Porsche-Rennwagen fortführen, was er ja auch gleichermaßen erfolgreich wie sein Vorgänger tat.
Durch halbherzigen Einsatz der Beteiligten und inkonsequent angegangene Probleme beim 961 (die maßgeblich auf der weitestgehend vom 959 übernommenen Technik beruhten), konnte das Fahrzeug letztendlich nie zeigen welches Potenzial wirklich in ihm steckte.
Das Fahrzeug befindet sich heute als Bestandteil der Dauerausstellung "Erfolgsstory: Porsche Motorsport" im EFA-Museum für Deutsche Automobilgeschichte in Amerang/Chiemgau.
Porsche 961: Daten
Motor: 6-Zylinder-Boxermotor mit Bi-Turboaufladung (Viertakt) (Typ 935/82)
Hubraum: 2847 cm³
Bohrung x Hub: 93 x 70,4 mm
Leistung: 499 kW (680 PS)
bei 1/min: 7800
Max. Drehmoment bei 1/min: 656 Nm bei 5000
Verdichtung: 8,1 : 1
Ventilsteuerung: zweimal zwei oben liegende Nockenwellen
Kühlung: Luftkühlung (Gebläse), Zylinderköpfe mit Wasserkühlung
Getriebe: 6-Gang-Getriebe, Allradantrieb
Bremsen: Stahlscheibenbremsen (innenbelüftet)
Radaufhängung vorn: Einzelradaufhängung je Rad
Radaufhängung hinten: Einzelradaufhängung je Rad
Federung vorn: eine Schraubenfeder je Rad
Federung hinten: eine Schraubenfeder je Rad
Karosserie: Selbsttragende Karosserie aus Kunststoff und Leichtmetall
Spurweite vorn/hinten:
1522 mm / 1580 mm
Radstand:
2300 mm
Reifen: Magnesium-Felgen (vorne: 235 x 45 VR17/hinten: 255 x 40 VR17)
Maße L x B x H: 4380 x 1890 x 1260 mm
Leergewicht:
1150 kg
Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h
1987 startete der 961 auch beim 24-Stunden-Rennen von Daytona und erneut in Le Mans, doch brannte er dort nach einem Unfall völlig aus.